Baugeschichte

Nach Erlangung der Stadtrechte wurde Butzbach in der Zeit von 1321 bis 1368 mit Mauern, Wällen und Gräben gesichert. Stadtmauer mit Zwinger, Wehrturm mit Verließ sowie südliches Stadttor wurden zu dieser Zeit errichtet und bilden die ältesten Kompartimente des Solmser Schlosses. Für die Mauerbefestigung waren nach Berechnung von Dr. Wolf 36.000 Ochsenkarrenfuhren erforderlich. Um bei geringerem Materialverbrauch eine hohe Steifigkeit zu erzielen, wurden Mauerpfeiler mit Bögen ausgebildet, welche die Mauerkrone stabilisieren. In den insgesamt 1261 so ausgebildeten Zwischenräumen entstanden 178 sog. Schwibbogenhäuschen, die zunächst als Schuppen und Werkstätten und später auch als Wohnungen genutzt wurden. Im 15. Jahrhundert erfolgte ein weiterer Ausbau der Stadtmauer, der niedrigeren sog. Zwingermauer. 1479 wurde an die Stadtmauer im Bereich des Weiseler Tores zunächst ein Fruchtspeicher angebaut, der 1588 zum Witwen- und Verwaltungssitz der Eigentümerfamilie umgebaut wurde. Das Solms-Hohensolmser Schloss bindet einen Teil der südlichen Stadtmauer als Traufwand in einen zweigeschossigen Rechteckbau ein und schließt im Westen an einen viergeschossigen Rundturm, das Weiseler Tor, an. Äußerlich erscheint der Renaissancebau recht schlicht, innen ist er aber aufwendig gestaltet. So verfügt das Schloss über ein repräsentatives Treppenhaus und einen gotischen Dachstuhl, der sich über drei Ebenen erstreckt. 1629 fiel das Schloss an die Landgrafschaft Hessen-Butzbach und wurde als Amtshaus genutzt. Nach einer umfangreichen Renovierung 1876-79 zog das Amtsgericht Butzbach ein, das bis 2004 dort beheimatet war. In diesen knapp 130 Jahren als Verwaltungssitz wurden an dem Gebäude ausschließlich partielle Reparaturarbeiten durchgeführt. Gleichzeitig büßte es zunehmend an Substanz und Stabilität ein: Feuchtigkeit und Pilzbefall schädigten sowohl das Mauerwerk als auch die Dachkonstruktion erheblich. Zwei Wasserrohrbrüche während des fünfjährigen Leerstands nach dem Auszug des Amtsgericht verschlimmerten die Situation dramatisch, so dass eine umfangreiche Instandsetzung unerlässlich war. Die Sanierung sollte unter Berücksichtigung strenger Vorgaben der Denkmalpflege erfolgen, da das Schloss inzwischen vom Kulturstaatsminister zum Denkmal nationaler Bedeutung erhoben wurde. Dafür setzte sich die Entwicklungsgesellschaft Solmser Hof ein und ließ von 2011 bis 2015 den schleichenden Zerfall unter Schonung der Orginalsubstanz beheben und das Schloss grundhaft sanieren.
Trümmer der zerbombten Amtsgasse vor dem Solmser Schloss, 1945 Fotografenmeister Heinz Pfaff